Rainer Grill ist Pressesprecher. Und ein Mann mit Krawatte. Früher bedeutete das: Pressemitteilungen, Zahlen, Zitate. Heute bedeutet es: Millionen Aufrufe auf TikTok.

Der Abend im Marketing Club Nürnberg begann mit einer einfachen Frage: Wie gewinnt man Fachkräfte, wenn die eigene Stadt keinen ICE-Halt hat und die Jobs nicht glamourös klingen? Grill antwortete mit einem Lächeln. Und mit einem Video von Braunbären.

Im Urlaub hatte er die Plattform entdeckt. TikTok. Ein kurzer Clip, ein Zufall, ein Aha-Moment: Nicht das Netzwerk bestimmt die Reichweite, sondern der Inhalt. Das war der Beginn seiner zweiten Karriere.

Die Geschäftsführung war skeptisch. „Wenn’s nix koschd“, sagten sie – und nickten. Grill blieb bei seiner Krawatte. Sie wurde zum Markenzeichen.

Er tanzt nicht, er missioniert. Er spricht über Lüftungstechnik und Elektromotoren, als ginge es um Rockmusik. Die Generation Z hört zu. Und lacht – nicht über ihn, sondern mit ihm.

Fernsehen, Zeitungen, Interviews. Ein Ü-50er, der TikTok versteht. Ein Unternehmen, das plötzlich Gesprächsstoff ist. Das ist Employer Branding 4.0 – nicht auf PowerPoint, sondern im echten Leben.

Dann erzählt er vom e-Sports-Turnier. Teamfähigkeit, Technikaffinität, Englischkenntnisse – alles da. Er nennt das Recruiting. Andere nennen es Mut.

Der Abend endet ohne großes Schlusswort. Draußen klingen Stimmen, Gläser klirren. Jemand sagt leise: „Vielleicht muss man gar nicht jung sein, um jung zu denken.“