Rückblick auf die MCN-Veranstaltung vom 24. Oktober 2017 im Staatstheater Nürnberg.
Das war ein Abend mit Kulturvielfalt, einen Blick hinter die Kulissen und eine Performance in Sachen Schauspielkunst. Schauspieldirektor Klaus Kusenberg und Susanne Wissen, Marketingleiterin des Staatstheaters Nürnberg, überraschten mit einer enormen Vielfalt an Informationen.
Aufgeteilt in zwei Gruppen ging es zuerst zum Inspizientenpult in die Schaltzentrale des Theaters mit vier multifunktionalen Bühnen. Die umfassen das Staatstheater, das Schauspiel- haus, die Kammerspiele und die Bluebar, eine Bühne für experimentelles Spieltheater. 550 Mitarbeiter sorgen für einen reibungslosen Ablauf vor und hinter den Bühnen. Beeindruckend auch, dass nach dem Umbau vor zwei Jahren 700 Veranstaltungen pro Jahr auf den 4 Bühnen gespielt werden. Alle sind fernsteuerbar, digital mit Brennweite und Farben. Wichtig war daher die Schulung aller Mitarbeiter, sie ist zeitgemäß und optimiert. Trotz vollautomatischer Technik verwundert, dass z.B. die Beleuchtung noch handisch bedient wird, da sie den Bewegungen des Schauspielers oder des Dirigenten folgt.
Es gibt fast keine Steigerung
Jede Schauspielerin und jeder Schauspieler haben in Nürnberg 20 -25 Vorstellungen pro Monat und zusätzliche Proben. Laut Klaus Kusenberg gibt es hier fast keine Steigerung mehr! Krankheitsfälle sind extrem, da es keine Doppelbesetzungen der Rollen gibt. Der Schauspiel- direktor hat nicht nur deshalb großen Respekt vor seinen Schauspielern und Regisseuren – seinen Part dabei definiert er mit „Inhalte müssen stimmen!“ Jedes Stück verrät er, sei eine Herausforderung. Man baut auf die Mischung: Der Regisseur muss passen, die Schauspieler müssen sich einbringen, doch die Premiere liegt dann in der Hand der ZuschauerInnen und der Presse.
Klaus Kusenberg ist seit 2004 in Nürnberg, kommt aus NRW, und fühlt sich sichtlich wohl in Franken, verlässt aber 2018 Nürnberg in Richtung Dresden. Durch die Aufwertung zum Staatstheater gab es eine deutliche bessere Planungssicherheit. Er ist stolz, dass er mit wenig Geld viele tolle Veranstaltungen durchführen konnte. „Meine Lebenshaltung hat dazu geführt, dass meine Arbeit hier erfolgreich war“.
Für jeden eine Bühne
Den zweiten Part der Führung übernahm Susanne Wissen. Sie ist Marketingleiterin und Pressesprecherin für das gesamte Staatstheater, kommt aus Bielefeld und ist seit 2008 in Nürnberg. Sie studierte Kunstgeschichte und Geschichte und hat das Kultur-Management für sich entdeckt. „Wir versuchen zu begeistern! Meine Aufgabe ist es u.a. die passende Zielgruppe zu finden. „Wir haben einen Bildungsauftrag“ sagt Susanne Wissen. Auf die Frage, was sich verändert hat in den letzten Jahren kommt spontan: „Es haben sich andere Schwerpunkte ergeben: Social Media Kanäle werden immer wichtiger, unser USP heißt „Immer life“. In virtuellen Zeiten muss man einen Weg finden, sich nicht selbst abzuschaffen“. 25.000 Follower auf Twitter und Facebook, die Kommunikation mit den potenziellen Zuschauern, der eigene Facebook-Account funktioniert nicht nur bei der jungen Zielgruppe. Auch auf Youtube sind die Stücke abrufbar. Ein erfolgreicher Imagefilm, „Wann strahlst du“ läuft auf virtuellen Kanälen, alle Mitarbeiter brennen für ihr Tun…
Auch die Zahlen sind interessant.Der Gesamtetat für das Staatstheater Nürnberg beläuft sich auf 38 Mio Euro, die Hälfte trägt der Freistaat. Der Werbeetat schlägt mit € 460.000 zu Buche. Eine Auswertung hat ergeben: 10 % der Zuschauer sind Neukunden. Waren es 2008 noch 7500 Abonnenten, so sind es heute 12.000, eine Steigerung von rund 50 %. Dafür wurden auch ansprechende Abo-Sonderprogramme geschaffen, wie Abo-Reisen, Abo-Plus usw. Susanne Wissen freut sich auch über den regen Zuspruch der Schulplatzmieten, im letzten Jahr waren 40.000 Schüler im Theater.
Bühne frei für den MCN
Ein besonders Schmankerl kam von Rainer Berger, unserem Moderator des Abends: Schauspielerin Adeline Schebesch hatte in der Bluebar, der Bühne für experimentelles Spieltheater, noch eine Performance mit uns einstudiert. Thema dafür: Was ist für Schauspieler am schwierigsten?“
Eine Case Study für Multitasking, wie Schauspieler Mimik und Sprache koordinieren, folgte. Die Teilnehmer in den Gruppen durften Bewegung, Sprache, Mimik und Gestik rational und emotional umsetzen – zur großen Freude aller. Feedback eines Mitgliedes (Claus Maison): „Es war eine absolut großartige Veranstaltung! Da explodiert die Lust auf Theater und Schauspiel. Besuche in diesem Jahr sind bereits geblockt und werden mit – jetzt schon Vorfreude im Bauch – realisiert!“
Fazit des Abends: Kein Medium der Welt kann unmittelbares Theater ersetzen. Wir haben etwas erlebt!
CSP/BB